Munchmuseet, MM K 2346

MM K 2346, Munchmuseet. Datert 10.11.1923. Brev fra Curt Glaser, Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen.

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KUPFERSTICHKABINETT DER STAATLICHEN MUSEEN

    
Berlin C 2, den 10. 11. 23.



    Lieber Herr Munch,


    vielen Dank für Ihre Karte. Ich
habe daraus ersehen, daß leider eine
frühere Karte von Ihnen zurückgegangen
war. Unsere Mädchen hatten in meiner
Abwesenheit die Annahme verweigert,
weil ihnen das Strafporto zu hoch
vorkam. Ich war damals gerade in
Dresden. Man wollte mich dort zum
Direktor des Kupferstichkabinetts ma-
chen, weil Lehrs pensioniert wird.
Glücklicherweise kann ich in Berlin
bleiben. Man hat mir hier ebenfalls
eine bessere Stellung geboten. Ich bin
sehr zufrieden, daß ich die Möglichkeit
habe, das Dresdener Angebot abzulehnen.
Daß das Leben hier sehr schwer ge-
worden ist und immer noch schwerer

 

      

werden wird, können Sie sich wohl
denken. Aber wie schlimm es in
Wirklichkeit ist, ahnt doch kein
Außenstehender. Augenblicklich rechnen
wir nach Billionen. Wie die Ziffer in
der nächsten Woche heißen wird, ahnt
noch kein Mensch. Dabei wird es immer
schwerer, nur für das Notwendigste
die Geldmittel zu beschaffen. Heut
glaubt man etwas zu haben, und
morgen ist es schon wieder nichts.
Früher waren Einzelne in Not, jetzt
sind es eigentlich alle, mit ganz we-
nigen Ausnahmen, und wenn man
früher hier oder da helfen konnte, so
herrscht jetzt nur noch ein gewiß
sehr verständlicher Egoismus, weil kein
Mensch sich mehr richtig satt ißt.

 

      
KUPFERSTICHKABINETT DER STAATLICHEN MUSEEN
Berlin C 2, den



    Das ist die Wahrheit über das Deutsch-
land von heut. Wer hätte geglaubt,
daß es so weit kommen würde! Wir
selbst leben noch in einem Zustande,
der nur erträglich vorkommt, weil wir
vergessen haben, was man früher unter
Leben verstanden hat. Daß nicht mehr
alles wie früher ist, macht sich aber
auch äußerlich bemerkbar. Unseren
Kunstbesitz im ganzen Umfange zu er-
halten, bin ich nicht mehr in der
Lage. So hat sich in der Wohnung
immerhin schon einiges verändert.
Sie werden es sehen, wenn Sie wieder
einmal hierherkommen. Ich fürchte
allerdings, Sie werden unter den jetzigen
\Verhältnissen/ kaum große Lust dazu verspüren. Aber
vielleicht ist doch bis zum nächsten
Frühjahr eine Klärung wenigstens er-

 

      

reicht, denn daß es in diesem Tempo
und dieser Form nicht ins unendliche
weitergeht, das ist das einzige, was
sicher erscheint.

    Es freut mich, daß Ihre Nachrichten
etwas besser lauten, daß Sie wenigstens
von Ihrer Arbeit befriedigt schreiben.
Ich hörte auch durch Herrn Lutz von
Ihnen. Hoffentlich verbringen Sie auch
gesundheitlich den Winter gut. Wenn
Sie Zeit haben, schreiben Sie doch ein-
mal etwas mehr.

    
    Herzliche Grüße und Wünsche,
auch von meiner Frau

    Ihr Curt Glaser