Munchmuseet, MM K 3307

MM K 3307, Munchmuseet. Datert 09.11.1934. Brev fra Gustav Schiefler, Luise Schiefler.

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Mellingstedt/Post Bergstedt
Kreis Stormarn
Haus Bargkoppel/den
9. Nov. 34



    Lieber Herr Munch,


    Ihre schöne Sendung hat hier grosse
Freude hervorgerufen, haben Sie vielen Dank
dafür. Eigentlich war sie mir ein stiller
Vorwurf, denn auf Ihre so freundliche
Karte – ich weiss doch, wie schwer Ihnen
das Schreiben fält – wollte ich Ihnen
berichten, kam denn aber nicht dazu.
Ach, es ist auch so traurig, wenn man
das langsame Vergehen miterlebt und
doch, glauben Sie mir, wir haben noch
wunderschöne Stunden zusammen und
verstehen uns ohne zu reden. Man
muss nur die übrige Welt abstreifen
können. Die Schwäche ist gross, aber
Schlaf, Appetit ist gut und mein Mann

 

      

sieht wohl aus, fast jugendlich. Nun kommt
er wenig heraus, da er ja gar nicht mehr
geht.– Ihr Gedenken hat ihn sehr er-
freut und die schönen Blätter stehen
im Zimmer und erwecken viele Gedanken.
Erstmal Ihr Porträt, das können Sie
doch nicht sein oder macht der Bart
Sie für uns so ganz anders? Das kleine
Mädchen erinnert mich an Ottilie als Kind.
Ganz wunderschön in Farbe und Aufbau
ist das grosse Aquarell. Wieviel sehe ich
darin: stolze blühende Jugend und ein
Geschick, was sie kommen fühlt unwei-
gerlich, und die andere so ergreifend
in ihrer Entsagung. Ich habe es auf
meinem Tisch stehen und sitze oft
davor. Menschenschicksale, sie rollen

 

      

sich ab, blühen auf wie die Blumen und
welken dahin wie sie. Wie können
wir ihnen begegnen? Sollen wir uns
ducken wie im Gewitter oder ihnen
standhalten wie im Sturm! – Wir
machen jetzt ein Stück Geschichte
durch, vielleicht durchschauen Sie es
besser als wir. – Denken Sie, dass
wir ganz einsam in einem gr. Garten
sitzen, weitab von der Stadt, und
wenn das so Jahr für Jahr geht, so
sieht man wie von einem andern
Stern auf das Treiben der Menschen
und fasst sich oft an den Kopf.
Schön ist es, dass wir zwei verheiratete
Kinder in Hamburg haben und unsere
liebe Ottilie die meist drei Tage der Woche
bei uns ist und so treu für uns sorgt.
Einmal im Monat kommt Johanna

 

      

aus Hildesheim herüber. Sechs Enkel
und drei Enkelinnen haben wir, alle
gesund und begabt. Zeichnen tun
sie viel, nun kommt auch die Musik
heran, mit Flötenspielen fängt es an.
In unserm gr. Garten toben sie sich aus,
auf Linden- und Apfelbäume klettern
sie und die Jungens schlagen Holz im
Walde mit. Die Alster ist vor unserm
Wald, da baden und schwimmen sie
und wir freuen uns, dass sie noch alle
bei uns unterschlüpfen können und sich
erholen, denn die „Sommerfrischen” sind
oft unerträglich überfüllt, es quillt
in Deutschland über von Leben. Was
soll aus all den Menschen werden!

    Wir senden Ihnen viele Grüsse u.
wüssten gern, wie es Ihnen geht.

    
    In herzlicher Dankbarkeit
    Ihre
Gustav und Luise Schiefler