Munchmuseet, MM K 2851

MM K 2851, Munchmuseet. Datert 26.10.1931. Brev fra Max Linde.

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Lübeck 26/X 31



    Lieber Herr Munch,


    Das war eine freudige Überraschung, die Sie
mir und meiner Frau machten, als wir durch
Direktor Heise die beiden herrlichen graphischen
Blätter von Ihnen erhielten. Haben Sie herz-
lichen Dank hierfür, auch im Namen meiner
Frau, lieber Herr Munch! Ihre Arbeiten zeigen
jugendliche Frische. Da ist keine Spur von
Nachlassen in Konzeption und Technik, keine
Idee von Senilität, wie bei Liebermann, im
Gegenteil: rüstiges Wachsen und neue Zielfassung.
Wenn ich Ihre Züge in der schönen Steinzeichnung
betrachte, fällt mir auf, wie wenig Sie sich
verändert haben, lieber Herr Munch: dieselbe
Lebendigkeit des Ausdrucks, wie in Ihrer
Malerei vor zwanzig Jahren und auch im Ge-
sichtsausdruck des jungen Munch's von da-
mals in den neunziger Jahren, als wir uns
kennen lernten, natürlich ohne die tiefen
Furchen, welche das Leben eingegraben hat.
Direktor Heise, welcher zu Ihren grössten Verehrern
zählt, hat mich eingeladen für einen Abend
nächster Woche wegen Erinnerungen an Kollmann.
Ich habe am gestrigen Sonntag mehrere Stunden
in den zahlreichen Briefen Kollmanns gelesen.
Die ganze schwere Kampfzeit trat lebhaft
vor meine Seele. Was hat dieser Mann im Stillen
und auch öffentlich für Sie gewirkt! In

 

      

jedem seiner Briefe erwähnt er Sie: wirklich,
wie ein Vater sein Kind, so hat er Sie in sein
Herz geschlossen, Sie und Ihre Kunst. Ich habe
von den vielen Briefen etwa die Hälfte ausge-
sondert, weil sie zu viel attisches Salz (und Pfeffer!)
enthielten. Die anderen will ich Heise geben
mit der Bitte, nichts davon zu veröffentlichen.
Aber ein Lebensbild von Kollmann erhält er,
so eindringlich und abgeklärt, wie durch keine
Erzählungen. – Beifolgend übersende ich Ihnen
einen Prospekt über die „nordische Woche” in
Lübeck. Sie werden die alten Giebel und roten
Dächer wiederfinden mit den reinen Linien
der alten Kirchen, und daneben auch Ihr Bild
von unseren Kindern aus dem Munchzimmer
des Behnhauses. Leider ist die Edvard-Munchstrasse
noch nicht darauf zu sehen; aber in den schlech-
ten Zeiten wird nicht gebaut. Wenn erst Häuser
gebaut sind, werden Sie im Adressbuch Lübecks
finden, dass Herr Müller in der Edvard-Munch-
strasse wohnt.

    Von mir ist zu berichten, dass ich älter werde
und ins Siebenzigste gehe. Meine Frau, die Sie
herzlich grüssen lässt, ist leider immer noch
viel krank. Auch die Söhne lassen grüssen;
sie kommen bald ins Mittelalter. Ja, es geht
schnell im Leben. Aber wie Kollmann einst
sagte: „Mit 70 Jahren bin ich jung”, als man
vom Alter redete, so müssen auch wir uns
merken: Wir sind so alt, wie wir uns selbst
machen.

    
    Mit den herzlichsten Grüssen, auch von meiner
Frau, und in der Hoffnung, dass wir Sie, lieber
Herr Munch, im nächsten Jahre noch einmal
hier begrüssen können, verbleibe ich in alter
Freundschaft
       Ihr      Max Linde