Munchmuseet, MM K 2845

MM K 2845, Munchmuseet. Datert 26.09.1924. Brev fra Max Linde.

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Lübeck 26/9 24
Ratzeburger Allee 16



    Lieber Herr Munch,


    Besten Dank für Ihre freundlichen Zeilen,
über die wir uns sehr gefreut haben. Nur sind
wir traurig gestimmt, weil Sie, lieber Munch,
schreiben, dass Sie krank waren. Es muss doch
wohl eine drahtlose Gehirntelepathie geben;
denn wir haben in letzter Zeit besonders viel
an Sie gedacht und von Ihnen gesprochen. Das
hiesige Museum hat ein Exemplar der schönen
Munchmappe erworben, die Blätter sind augen-
blicklich in der Overbeck-Ausstellung, aufgestellt
und in den Blättern erschienen tiefsinnige Be-
trachtungen und Behauptungen, dass Sie der
Vater des Expressionismus seien und solchen vor-
geahnt hätten. Die Kritik, das muss man sagen,
kommt reichlich spät nachgehinkt, denn
Ihre Kunst ist so jung auch heute, wie früher,
da Sie immer neue Probleme stellen und
nicht immer, wie etwa Liebermann, nach
altem Rezept arbeiten. Das Letzte, was ich
von Ihnen sah, war gerade die Ausstellung
in der Overbeck-Gesellschaft. Ihr Selbstporträt
hat mich ergriffen. Technisch sind Sie breiter,
einfacher, kühner geworden. Mit wenigem
viel sagen, das ist die wahre Kunst. Denn
alle grosse Kunst ist einfach und schlicht.

 

      

    Garzugerne hätten wir Sie einmal wieder-
gesehen, lieber Munch. Im Alter wird man
einsamer, man fühlt sich näher der unend-
lichen Grösse des Kosmos gerückt und
ahnt seine innige Beziehung zu diesem. –
Wir müssen nun leider daran denken,
unser schönes Haus aufzugeben, da wir,
wie der ganze Mittelstand in Deutschland
durch die Inflation verarmt sind. Die
von den Vätern ersparten, Groschen um
Groschen mühsam verdienten Kapitalien,
in sicheren Hypotheken sorgsam angelegt,
sind verschwunden; andere Lachende
haben sich bereichert und schuldenfrei
gemacht. So geht es überall und wir
sind nicht die Einzigen. Oft haben wir
in diesen Tagen den klugen Rat Kollmanns
entbehrt, der in allen Lagen stets das
Richtige fand. Aber gut ist's, dass der
Alte tot ist; in die heutige materielle
Zeit hätte er nicht hineingepasst!

    Nun, lieber Munch, spreche ich noch
den Wunsch aus, dass wir uns bald ein-
mal wiedersehen können.

    
    Mit den herzlichsten Grüssen von meiner
Frau und mir verbleibe ich in alter Freund-
schaft
       Ihr Max Linde




    Unsere Söhne, die Sie damals malten, sind nun alle herangewachsen
und lassen vielmals grüssen. Der Älteste, Hermann, ist im Garten tätig und betreibt
Bienenzucht. Der zweite, Theodor, ist kriegsbeschädigt und hat ein kaufmännisches
Geschäft begonnen; er leidet leider an Tuberkulose. Der dritte, Helmuth, studiert in München,
er will Ingenieur werden. Der jüngste, Lothar, der damals mit dem Taschentuch herumlief,
ist Anthroposoph und ist in Stuttgart mit Eurythmie nach Dr Steiner beschäftigt.