Munchmuseet, MM K 2436

MM K 2436, Munchmuseet. Datert 05.06.1922. Brev fra Eberhard Grisebach.

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Jena Sonnenbergstr. 11.
d. 5. VI. 22.



    lieber Herr Munch,
 zu meiner grossen Freude
hörte ich schon davon, dass Sie endlich einmal
in Zürischer Kunsthaus ausstellen, wo ich schon
soviele bedeutsame Ausstellungen sah. Ich
habe Herrn Wartmann auf seine Bitte, ihm
auch Bilder  … \vo/n Ihnen zu senden, geschrieben,
dass ich mich nicht dazu entschliessen kann,
meine Wände leer zu machen. Im Semester
sehen sich die Studenten gern meine Bilder
an und meine Vorlesungen und litterarischen
Arbeiten lassen mir so wenig Zeit die heute
so umständliche Sendung selbst zu besorgen.
Eine Sendung so grosses Werte würde das Finanz-
amt aufmerksam machen und ich würde durch
die Steuer nicht mehr im Stande sein, meine
Bilder zu behalten. Die vier Mädchen habe
ich blutenden Herzens schon abgeben müssen.
Ein guter Freund von mir, der sehr feines
Verständnis hat, hat es übernommen und

 

      

\mir/ ein Rückkaufsrecht eingeräumt. Aber inzwischen
sind die Preise ja so gestiegen, dass ich nicht
daran denken kann, es wiederzurück zu nehmen.
Ich schrieb Ihnen schon, dass ich von Frau Förster
Nietzsche
die Schneelandschaft während des
Krieges übernahm, als Perls es ihr abkaufen
wollte. So habe ich immer noch vier von Ihren
Bildern .1 Travemünde .2. Frauen mit Kinder
aus Thüringen 3. S\S/ommerabend\d/ in A\A/as\s/gards\s/trand\d/
 … \und/ die Schneelandschaft. Herr Weise aus
Halle war diese Tage bei mir. Er will keine
unerfüllbaren Bedingungen machen. Ich denke
wenn das Kunsthaus die volle Versicherung
übernimmt, wird er bereit sein. Er hängt nur
sehr an dem Bilde und kein Geld würde ihn
eine Beschädigung oder den Verlust des Bildes
verschmerzen lassen.

     … \D/em jetzigen Leiter des Kunstvereins Dr. Dexel
habe ich Ihren Wunsch mit B\B/ezug a … u\f/ Ihre
graphischen Blätter mitgeteilt. Durch
die Festtage wird sich die Sendung etwas
verzögern.

 

      

    Auf der Durchreise durch Zürich habe ich einige
Ihrer neueren Arbeiten – leider nur im Keller bei
schlechtem Licht gesehen und mich herzlich gefreut
so wenigstens flüchtig mit Ihrer Arbeit Fühlung
zu bekommen. Ich sah dann in Frankfurt im
Städel und in München noch einige schöne Sachen.
In Weimar hatte ich leider versäumt, Ihre Aus-
stellung im Oktober letzten Jahres zu besuchen,
da ich ert Anfang November aus der Schweiz
zurückkehrte.

    Nun wollte ich Ihnen vorschlagen, ob Sie nicht
auch von Zürich aus die Berge sich näher an-
sehen möchten. Meine Schwiegereltern in Davos
würden den sich freuen, wenn Sie bei Ihn ihnen
absteigen würden. Mein Schwiegervater ist
Lungenspezialist und könnte Ihnen Rat
geben, wenn Sie an Katarh leiden. Sie brauchen
nur zu telegraphieren an Luzius Spengler
Davosplatz, wann Sie kommen wollen. Sie
treffen aber einen Freu … \n/d von mir E. L.
Kirchner
, den ich für den bedeutendsten
deutschen Maler zur Zeit halte. Sie werden

 

      

an seiner Graphik und Malerei Freude haben.
Ich bin nun inzwichen an der hiesigen Univer-
sität als Philosoph und Professor tätig. Es
wird mir aber das Leben sehr schwer gemacht,
da ich meine eigenen Wege gehe. Sollten Sie
über Jena – Berlin zurückfahren, so würde
ich mich sehr freuen Sie einmal wiederzu-
sehen. Der schreckliche Krieg hat so vieles
bei uns verändert und für den geistigen Ar-
beiter ist es schwer in Deutschland unabhän-
gig zu leben. Trotzdem begrüssen ich es, dass
alle Dinge in Fluss kommen, das Leben ist
doch interessanter als vor dem Kriege. Jetzt
stellt das Leben dringende Probleme. Ihr
Freund Rathenau steht ja heute an führender
Stelle. Auerbachs richtete ich Ihre Grüsse
aus, die sie herzlich erwiedern. Frau Förster
Nietzsche sehe ich selten. Anfang August
komme ich wieder in die Schweiz. Gerne
würde ich in diesem schönen Land eine Auf-
gabe an einer Universität finden. Wie lange
gedenken Sie in Zürich zu bleiben?

    
    Mit freundlichen Grüssen Ihr Eberhard Grisebach.