Munchmuseet, MM K 2422

MM K 2422, Munchmuseet. Datert 20.09.1912. Brev fra Eberhard Grisebach.

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Villa-Fontana
Davos-Platz


    
d. 20. IX. 1912.



    Lieber Herr Munch,


    herzlichen Dank für Ihren
freundlichen Brief, den ich zu
meiner grössten Freude nach der
Schweiz nachgesendet erhielt.
Ich freue mich zu hören, dass
Sie tief in der Arbeit Ihrer Uni-
versitätsdekorationen stecken
und ich bedaure nur, dass die
grosse Entfernung es mir verbietet
an Ihrer Arbeit teilzunehmen
und öfter mit Ihnen über Kunst
zu reden. Um so mehr beglückt

 

      

mich die nahe Aussicht Ihre
Kunst in Jena bewirten zu dürfen.
Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass
Sie auch Graphik senden wollen.
Hoffenlich trifft alles rechtzeitig
ein, damit die Ausstellungszeit
nicht verkürzt wird. Am 10 Okt.
s\s/ollte alles gehängt sein.

    Von Heern Kollmann hatte ich
kürzlich Nachricht, dass er seine
Bilder und Graphik in Berlin
mit Erfolg gezeigt habe, was mich
sehr freute. Er sprach davon dass
Sie bald nach Deutschland kom-
men wollten. Ich hoffe Sie geben
mir rechtzeitig Nachricht und
fahren an Jena micht vorbei.

 

      

    Die Ausstellung in Köln geht nun
auch bald zu Ende. Sobald Ihre
Bilder von D\d/ort zurückkehren
hoffe ich die Gallerie des Kunst-
vereins
einrichten zu können.
Von vielen Seiten hörte ich, wie
die vier Mädchen auf der Brücke
gefallen haben, und ich freue mich
dieses Stück als Mittelpunkt
der neuen Sammlung hängen
zu können. Ich werde das Bild
in meiner Wohnung sehr vermissen.
Ich hoffe aber die\en/ leeren Platz wie-
der mit einem Munchbilde
füllen zu können. Ich erkundigte
mich in Köln nach dem Preise
Ihres Selbstporträts, erhielt aber

 

      

keinerlei Antword. Ich nehme
an, dass Sie es nicht verkaufen
wollen und der Preis für mich
auch zu hoch und unerschwing-
bar ist. Ich möchte den Versuch
aber doch nicht unterlassen,
Sie vielleicht um ein kleineres
Selbstporträt zu bitten. Wenn
Sie mir gestatten die Zahlungen
auf einige Zeit zu verteilen,
so könnte ich es vielleicht auf-
bringen, Ich bringe gerne
jedes Opfer dafür, da es mich
sehr beglücken würde.

    Vielleicht schreiben Sie mir
einmal darüber.

 

      
    II

    Ich habe einige schöne
Wochen in der Schweiz verbracht,
mich ausgeruht und etwas ge-
arbeitet. Einige Tage besuchte ich
Cuno Amiet auf seinem Landsitz
Oschwand in Canton Bern. Dann
sah ich in Zürich eine Ausstellung
von z\z/anne, u Gauguin und jun-
ger Franzosen. Der Nachlass von
Hans Brühlmann machte mir
keinen starken Eindruck. Vielleicht
hörten Sie von diesem jungen
Schweizer, der sich unheilbar krank
eine Kugel durch den Kopf schoss.
In Neuenburg traf ich eine

 

      

grosse Zahl Künstler, die dort
als Jury des Schweizer Salons
tätig beisammen waren.
Hodler, Giakometti Buri, Vallet
Vibert etc, es\es/ s\s/ind\d/ e\e/ige\ge/na\a/rtig\g/e
m\M/enschen diese Schweizer, ohne
Nerven, nüc\c/htern und fest ge-
wurzelt wie die Bau … \e/rn in den
Bergen. Ich glaube Buri kannten
Sie vor Zeilen in Paris, er war
ein flotter Kerl. In Genf sah
ich Hodlers grosses Hannover-
bild „der Schwur zum Protestan-
tismus”. In der Mitte steht
ein Redner ihn umgeben zwei
Kreise von schwörenden Gestalten

 

      

jede Figur 250 hoch. Das
ganze ist ein Meisterstück von
Disch\zi/plin und intellektueller
Organisation.

    Kü … \r/zlich war ich auch im Enga-
din, wo ich mit Giakometti
eine schöne Tour das Bergell
hinunter nach Italien machte.
Es war herrliches Wetter, die hohes
Berge lagen voll Schnee und
leuchteten gegen den südlichen
blauen himmel. Unten im
Tal mischten si … \ch/ Kastanien
wälder mit Fichten. Die
Dörfer sind uralt und zwischen

 

      

schönen weissen Bauernhäuser
stehen die Paläste der alten
Schweizer Adelsfamilien. –

    Anfang Okt. kehre ich nach Jena
zurück, hoffe auf der Durch-
reise in Frankfurt eine Aus-
stellung französischer Kunst
zu sehen.

    
    In alter Verehrung und
Freundschaft
 Ihr
Eberhard Grisebach.




    Adr. in Jena:
    Kas\i/ser Wilhelmstr 34.