Munchmuseet, MM K 2414

MM K 2414, Munchmuseet. Datert 01.12.1909. Brev fra Eberhard Grisebach.

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    Ich kaufte vor kurzem Essweins Buch über Ihre Kunst.
Recht gut, nur zu Kompliziert aus gedrückt.
    
Jena d. 1. XII. 09.
Sophienstr. 14.



    Hochverehrter lieber Herr Munch,


    seltsam! ich hatte gerade vor,
Ihnen diese Tage zu schreiben,
da erhielt ich eben zu neiner
grossem Freude Ihren Brief, für
den ich Ihnen sehr herzlich
danke. Wir haben uns nur
kurz im Leben gesehen, doch
habe ich das Gefühl Ihnen
nahe befreundet zu sein. Seit
ich so schöne Beispiele Ihrer
Kunst um mich habe, ist dieser
Gefühl verstärkt und ich liebe
Ihre Bilder wie lebende Freunde,
mit denen ich viel zu reden
habe.

 

      

    Ich erinnerte mich des Bildes
mit „thüringschen Mutter mit ihren
Kindern” sehr wohl, doch war ich
überrascht durch seine Schönheit
der Farben, für die mich Florenz
geschult hat. Ich war gewohnt
alles architektonisch zu geniessen
ich lernte von Giotto auch Farben
sehen und gleich begeisterte
mich das hellrosa und rosa,
die feinen Abstufungen des
rot, die Helligkeit und Leucht-
Kraft der Farben \auf Ihren Bildern/ Fra Angelico
und Giotto, Cima Bue, diese
Primitiven lernte ich lieben,
Rafael konnte mich nicht
mehr erwärmen, den muss
man wohl in Rom sehen, dass
ich noch nicht kenne.

 

      

    Wir hatten schöne sonnige Tage
in Florenz, ich wohnte neben den
Uffizien am Arno in einer Pension
Ich hatte ein Problem dass mich
beschäftigte; h\V/erhaltniss von
Malerei zur Architektur „Wie
kommt es, dass geschaute Natur
(im Rokoko od Barok.) den gleichen
Stil hat wie gebaute Architektur?”
Besonders interessant beobachtet
man ein gemeinsames dort,
wo derselbe Mann malte und
baute oder auf seinen Fresken
Architektur entwirft. Man
findet einen gleichen Rytmus
der Verhältnisse. Schauen ist
auch Bauen, glauber ich,
Schaffen neuer Verhältnisse.
Nun suche ich diese Einheit
der Stils in der Gegenwart,
in Malerei und Baukunst

 

      

darüber sprach ich neulich in
einem Vortrag uber Baukunst
zu dem mich die Gesellschaft
der Kunstfreunde in Jena u Weimar
aufgefordert hatte. Ich hatte
ein gutes Publicum, nur Pro-
ferroren und Geheimräte u.s.w.
Ich hatte guten Erfolg! Nachher
sprach ich mit Prof. Auerbach,
der sich freute, dass ich so
warm von Ihrer Kunst gesprachen
hatte, und \er/ erkundigte sich
sehr herzlich nach Ihnen.
Prof. Eucken hat mich anläss-
lich dieses Vortrages aufge-
fordert, hier an der Universitat
Docent für Kunst u Philosophie
zu werden, dieser Vorschlag

 

      
    II.

freute mich sehr, denn ich möch-
te wohl gern dort lehren, wo
Schelling, Fichte u Hegel standen.
Zuerst muss ich aber mein Doktor-
examen machen, womit ich
nächsten Sommer fertig zu sein
hoffe. Ich lebe deshalb sehr
Zürückgezagen und still im-
mer an meiner Philosphie
arbeitend. Es ist seit sechs
Jahren der erste Winter den
ich im Tieflande zubringe.
Meine neunzehnjährige kluge
Frau sorgt gut für mich und
giebt mir die Ruhe, die mich
bei der Arbeit hält. I\A/m 15 ten
gehet ich für vier Wochen zu
meinem Schwiegenvater, der
mein Arzt war und ist – nach Davos

 

      

um von der Höhenluft zu profitieren.
    In Florenz machte ich die Be-
kanntschaft eines Schweizer
Malers Cuno Amiet, der mal
mit Ihnen in Wien ausgestellt
hat. Er ging lange unter dem
Einfluss Hodlers, dann zog
ihn Z\C/ézanne und van Gogh ab,
ein ganz e\E/igenes ist er nach
nicht. Er gehört zu den Lebens-
künstlern, die ein frohes und
schönes Leben zu führen ver-
stehen, Bilder sah ich noch
zu wenig von ihm, um urteilen
zu können. Er denkt sehr
hoch von Ihrer Kunst und
fragte, ob Sie nicht einmal

 

      

in Zürich ausstelln würden.
Herr A. Kissling in Zürich, ein
grosser Kenner und Sammler
würde dass gern arrangieren.

    Die letzte Woche wer ich einige
Tage in Berlin und schaute
flüchtig einmal in die Sezession,
wo ich einige flotte Zeichnungen
von Ihnen fand. Einiges Gute
von R. Weiss f\s/ah ich flüchtig.
zum ersten Mal lernte ich Sachen von Toorop aus Amster-
dam kennen, die weit besser schien\en/ \als/ was‹t›\s/ man so in Deutsch-
land macht.

    Frau Geheimrat Eucken deren
Gunst ich besitze, besuchte
mich letzt hin und freute sich

 

      

sehr an Ihren Bildern. Sie
bat mich dieselben dochein-
mal in Jena auszustellen.
Sie will mich bald einmal
zu Frau Förster Nietsche führen.
Auch van de Velde soll ich
nächstens kennen lernen. Doch
halte ich nicht allzuviel von
seiner vernunftgemässen Schön-
heit.

    Wenn Sie wieder einmal
nach Deutschland kommen,
hoffe ich sehr, Sie zu treffen,
sonst komme ich einmal
nach Norwegen, was mich sehr
interesseieren würde, doch zunächst
muss ich sehr fleissig sein,
denn dass leben is so Kurz!

    
    Nochmals danke och Ihnen und bleibe Ihr aufrichter
Freund Eberhard Grisebach.