Munchmuseet, MM K 2394

MM K 2394, Munchmuseet. Datert 18.12.1938. Brev fra Curt Glaser.

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Curt Glaser

    
Ascona, 18. 12. 38
Casa Senta



    Lieber alter Freund,


    darf ich Sie noch mit dieser vertrauten Anrede begrüßen?
viele alte Freundschaften sind mir zerbrochen in diesen
Zeiten, die Zwiespalt zwischen den Menschen säen, aber ich
glaube, daß Sie sich immer auf der Seite der Menschlichkeit
finden werden, für die Ihr ganzes Lebenswerk so schönes
Zeugnis ablegt. Erinnern Sie sich noch, wie wir bei Ihnen
gewesen sind, kurz bevor der große Krieg ausgebrochen ist?
Damals ahnten wir nicht, wie er die Welt umstürzen würde
und die Menschen der Freiheit berauben, die wir für ein
selbstverständliches und unveräußerliches Recht anzusehen
uns gewöhnt hatten. – Und jetzt? –

    Ich hätte Ihnen zum 12! schreiben sollen, aber ich hatte
gehört, daß Sie wieder an den Augen zu leiden hatten, und
ich fürchtete, Sie mit einem Briefe anzustrengen, aber nun
lese ich in der Zürcher Zeitung, daß Sie glücklicherweise
auf dem Wege der Besserung sind, und dazu vor allem möchte
ich Sie von Herzen beglückwünschen, Ihnen wünschen, daß
Ihre Arbeitsfähigkeit Ihnen unbeeinträchtigt erhalten blei-
ben möge. Gewiß macht die Zahl der Jahre, die uns in der
Jugend Eindruck gemacht hatte, Ihnen so wenig Beschwerde
wie mir heut die Nähe der sechzig, Sie können nicht anders

 

      

als innerlich jung sein, so wie Ihre Kunst immer gewesen ist
und nur dem Körper muß man wünschen, daß er dem Geiste kein
Hindernis bereite. Dies mein Wunsch für Sie zum 75. Geburts-
tage! Und mir möchte an diesem Tage wünschen, daß es ein
Wiedersehen für uns geben möge. Manchmal habe ich schon da-
ran gedacht, aber der Weg von hier unten ist weit, und nie-
mals wußte ich, ob Sie Zeit haben würden, und ob ein Besuch
nicht mehr Beunruhigung für Sie als Freude für mich bedeuten
würde. Nun denke auch ich daran, den alten Kontinent, auf
dem es immer enger für uns wird, zu verlassen und nach Ame-
rika zu gehen. Es kann noch eine gute Zeit dauern, bis es
dazu kommt, denn Freizügigkeit ist ja auch längst ein über-
holter Begriff, aber erst einmal drüben wird die Hoffnung
auf ein Wiedersehen mit den alten Freunden noch um vieles
geringer, und man sollte vorher daran denken, wenn es über-
haupt noch sein soll.

    Von mir ist nicht viel zu sagen. Ich versuche, zu arbeiten,
still für mich und ohne an die Öffentlichkeit zu denken, die
mir doch in dem Kreise, den ich einmal gewohnt gewesen bin,
nun verschlossen ist. Ich habe im Vergleich zu so vielen
in dieser Zeit wahrlich keinen Grund zum Klagen, aber was
man sich allmählich abgewöhnt hat, das ist die Hoffnung auf
bessere Zeiten, mit der man sich durch viele Jahre seit 1914
vergebens genährt hat.

    Leben Sie wohl, lieber alter Freund, aus weiter Ferne drücke
ich Ihre Hand und hoffe, es einmal wieder in Wirklichkeit tun zu
können.

    
    In immer unveränderter Gesinnung und alter Herzlichkeit
    Ihr
Curt Glaser