Munchmuseet, MM K 2293

MM K 2293, Munchmuseet. Datert 21.12.1914. Brev fra Curt Glaser.

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21.12.14



    Lieber Herr Munch,


    vielen Dank für Ihren
Brief. Auch war vor Kurzem
ein norwegischer Bekannter von
Ihnen bei uns, der von Ihnen
erzählte. Er sprach davon, daß
Sie wieder ein Haus kaufen woll-
ten. So ist doch wenigstens bei
Ihnen noch alles beim alten.
Hier müssen wir uns immer
mehr an den Gedanken gewöhnen,
daß der Krieg noch lange nicht
zu Ende ist. Als er anfing, dachte

 

      

man wohl, zu Weihnachten sei
wieder Friede. Jetzt wollen wir
froh sein, wenn es nächstes Weih-
nachten so weit ist. Aber die
ungeheure Aufregung der ersten
Wochen hat sich auch sehr be-
ruhigt. Sie würden sich wundern,
wenn Sie sehen könnten, wie
alles hier friedlich seinen Gang
weitergeht. In Berlin sieht man
nicht weniger Menschen als sonst.
Es gibt nicht weniger Theater und
Ausstellungen, Restaurants und Cafés,
und überall ist es voll, auf den

 

      

Straßen der übliche Trubel der
Weihnachtszeit. Auch die Kunstzeit-
schriften erscheinen alle, während
es in Paris keine mehr geben soll.
Scheffler habe ich noch nicht gesehen.
Hat er Sie aufgefordert, etwas für
Kunst u Künstler zu zeichnen? Man
hat mich auch mehrfach gefragt,
ob Sie bereit wären zu Beiträgen.
Vor allem die Zeitschrift für bil-
dende Kunst
, die jetzt gerade
ihren Jubiläumsjahrgang (50 Jahre) hat und
in jeder Nummer eine Radierung
bringt (Bis jetzt Liebermann, Klin-
ger
, Corinth, Gaul, Thoma, wahr-
scheinlich noch Slevogt, Kollwitz,
Barlach, also ganz gute Gesell-
schaft). Dann fragte Gold oft,

 

      

ob Sie nicht für die „Kriegs Zeit”,
die bei Paul Cassirer erscheint, eine
Lithographie zeichnen wollen. Aber
ich habe Sie bisher damit nicht be-
helligt, teile es Ihnen nur mit,
falls Sie gerade in dieser Zeit
Lust zu so etwas hätten.

    Nun Ihre Frage. Ich weiß auch
von vielen jetzt nichts. Daß Macke
gefallen ist, las ich in der Zeitung.
Heymel ist hier gestorben, ich
glaube an Schwindsucht. Er war
kurze Zeit im Felde und hat sich
wohl dort die letzte Erkältung
geholt. Von Graf Kessler habe
ich nichts gehört. Paul Cassirer
ist beim freiwilligen Automobil-

 

      

Corps. Meyer-Graefe fährt seit
Kurzem Verwundete von der Front
in die Heimat – so hat man
mir wenigstens erzählt. Kardorff,
Rösler, Breyer sind draußen. Aber
sehr viele sind noch hier. Beck-
mann
seit Kurzem bei der frei-
willigen Krankenpflege. Pechstein
war im Sommer gerade nach den
Südseeinseln gereist. Von ihm ist
gar keine Nachricht hier. Ich
selbst warte noch auf eine Ein-
berufung. Man weiß natürlich
gar nicht, wann sie kommen
kann. Vielleicht im Januar. Aber

 

      

man hat Geduld. Wir haben
hier alle das Vertrauen, daß un-
sere Regierung ausgezeichnet ar-
beitet, und es ist großartig,
zu sehen, wie jeder bereit ist,
das seine zu tun. Wer hätte es
geglaubt, daß Deutschland so
ungeheuer stark ist! Seitdem
Hindenburg die Russen verjagt
hat, zweifelt hier niemand mehr
am günstigen Ende.

    
    Viele herzliche Grüße, auch
von meiner Frau

    Ihr Curt Glaser