Munchmuseet, MM K 3225

MM K 3225, Munchmuseet. Datert 21.09.1914. Brev fra Gustav Schiefler.

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Hamburg 21 September 1914



    Lieber Freund!


    Haben Sie vielen Dank für Ihren
lieben Brief und die schöne Sendung.
Das grosse Blatt „Die Geschichte” finde ich
besonders schön, und die Widmung dar-
auf soll es mir noch wertvoller und
theurer machen. Denn alles, was mit
dieser grossen und gewaltigen Zeit zusam-
menhängt und in Verbindung gebracht
wird, wächst uns Deutscher um so fester
ans Herz. Ich weiss nicht, ob Sie im Aus-
land das ganz so verstehen können,
wie wir es fühlen. Ich habe oftmals den
Eindruck, als wenn draussen immer
noch der Verdacht bestände, die trei
bende Macht bei diesem Kriege sei

 

      

„der Militarismus”, oder eine
„selbstsüchtige Politik” oder eine
„Militärpartei” oder wie sonst
das Gespenst benamst wird.
Wer das glaubt, hat keine Ahnung
von der heiligen, ernsten, ich möchte
sagen religösen Begeisterung des
ganzen Volkes. Das, was unser aller
Herzen höher schlagen macht, ist
– nicht die Phrase, wie bei Englän
dern, Belgiern und Franzosen, son
dern die lebendige und erlebte Über
zeugung, dass wir für die deutsche,
ja für die germanische Kultur käm
pfen, auf deren Vernichtung es die
Slaven abgesehen haben, und Sie

 

      

Alle da oben, die germanischen
Skandinaven – es wird noch
einmal eine Zeit kommen,
wo Sie es eingestehen müssen,
dass wir unser Blut auch
für die Freiheit und das Be
stehen Ihrer Kultur vergossen
haben. Denn unser Deutschland
wird immer das Kernland der
germanischen Geisteswelt und
der Resonanzboden der anderen
germanischen Völker bleiben.

    Ich bin überzeugt, dass Sie per
sönlich die Lügen über die Grau-
samkeit unserer Kriegführung
nicht glauben; denn Sie haben

 

      

uns Deutsche zur Genüge ken
nengelernt, um zu wissen,
welche Achtung wir auch für
die Kultur anderer Völker
haben. Speziell was die Liebe
zur Kunst angeht, so giebt es
wohl keine Nation, die so viel
Liebe auch den fremden Werken
entgegenbringt.

    Im übrigen sehen wir dem,
was die andern denken, gelassen
zu. Wenn wir nur die Oberhand
behalten! Und wir haben die feste
Zuversicht, dass das trotz aller schweren
Opfer, die wir zu bringen haben und
gern bringen, der Fall sein wird

 

      

Wie verächtlich ist doch diese
Kriegführung der Engländer, die
ihre Söldnerheere aus nach Frank
reich schicken, ihre Flotte sparen,
im übrigen aber auf den Fang
nach „Kundschaft” für ihren Handel
und ihre Industrie ausgehen.
Das ist das Ziel, das sie mit diesen
fürchterlichen Strömen von Blut
anderer Völker zu erlangen hoffen.

    Sie können Sich denken, dass
all unsere Gedanken um die Kriegs-
ereignisse kreisen, und dass wir
speziell von den sorgenden Gedanken
um unsern Gustav nicht loskom-
men. Bisher lauteten die Nachrichten
von ihm gut, aber seit mehreren Tagen

 

      

haben wir nichts von ihm
gehört.

    Die Freude an Ihrer Sendung
ist uns dazwischen eine rechte
Erquickung gewesen. Auch der
Frauenkopf in seiner lebendigen
Characteristik, besonders mit
dem fabelhaft sprechenden Spiel
des Mundes, ist famos.

    Noldes waren zwei Tage bei
uns und haben auch ihre Freude
daran gehabt. Sie sind von Neu-
Guinea zurückgekommen. In Port
Said ist der Dampfer von den Eng-
ländern beschlagnahmt, und sie
selbst sind dann mit allerlei Erleb

 

      

nissen auf einem hollandischen
Schiff zurückgekommen. Die
Bilder, die er draussen gemalt
hat sind als Kriegsbeute in
England verauctionirt.

    Lassen Sie es Sich weiter gut
gehen. Hoffentlich kommt bald
die Zeit, dass Sie uns hier wieder
besuchen können. Diesen Wunsch
dürfen Sie aber nicht als Friedens
bedürfnis auslegen. Davon ist
keine Rede.

    
    Mit herzlichem Gruss und
Dank von uns allen in alter Freund
schaft

    Ihr
Schiefler