Munchmuseet, MM K 3693

MM K 3693, Munchmuseet. Datert 10.12.1933. Brev fra Heinrich Becker, Städtisches Kunsthaus.

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Dr. Heinrich Becker

    
Bielefeld, 10. Dezember 1933
Detmolder Strasse 135 a



    Hochverehrter Meister, lieber Herr Edvard Munch,


    Wenn Sie in wenigen Tagen Ihr 70. Lebensjahr vollenden, werden
Ihnen aus aller Welt Zeugnisse der Bewunderung und des Dankes
entgegengebracht werden. Viele werden Ihnen ihre Grüsse und
guten Wünsche in der Stille senden, von denen Sie nichts wissen,
die aber Ihrem künstlerischen Werk aufs engste verbunden sind
und verbunden bleiben, ungestört durch die Erschütterungen, denen
das künstlerische Leben vielerorts ausgesetzt ist. Alle diese
gehen mit Ihrer Kunst um, wie sie mit Ihnen selbst leben würden,
wenn Sie sich Ihrer nachbarlichen Nähe erfreuen könnten.

    Den grossen Künstler in Ihnen feiern, die ihn überhaupt feiern,
weil sie ihn lieben und ihm unendlich viel verdanken, alle Tage,
nicht nur jetzt an Ihrem 70. Geburtstage. Heute dürfen sie dafür
dem Menschen Edvard Munch, der soviel und so lange in der Einsam-
keit gelebt hat, die Hände entgegenstrecken, damit er merkt,dass
Kunst nicht nur Kunst schafft, sondern den lebendigen Menschen
ergreift und ihn mit der wirkenden Kraft alles Lebens verbindet.
Nehmen Sie daher meine Worte nicht als Huldigung sondern als ein-
fache aufrichtige Bestätigung Ihres vollkommenen Wirkens.

    Sie sind es von Anfang an gewohnt gewesen, dass Ihre Kunst auch
zum Widerstand reizt. Das ist heute wie vor 30 und 40 Jahren. Sie
haben sich von keiner Kritik je anfechten lassen. Ganz mit Recht.
Wenn die Kritiker längst verstummt und tot sind, stehen Ihre Werke
als Zeugnisse Ihres Fühlens und Wollens vor den Augen aller kom-
menden Geschlechter. Der Künstler hat gegenüber der Kritik auf
die Dauer immer die stärkere Position. Erst recht, wenn er wie

 

      

Sie bis ins Alter fortschreitet zu immer neuen Leistungen, zu im-
mer gültigeren Schöpfungen. Wie man das macht, 70 Jahre alt zu wer-
den und dabei im Schaffen so jung und mannhaft zu bleiben, ist
Ihr Geheimnis und wäre nicht das schlechteste, das man von Ihnen
lernen könnte. Bleiben Sie noch lange so, reihen Sie Jahr an Jahr,
Werk an Werk. Und lassen Sie Ihre Freunde von Zeit zu Zeit an
Ihrer Beute teilnehmen, damit sie, die allmählich auch älter wer-
den, nicht vereinsamen und Ihre geistige Nähe spüren wie bisher.

    
    Mit den herzlichsten Grüssen und den schönsten Wünschen für ge-
sunde und fruchtbare Jahre, die Ihren 70 noch zugelegt werden
möchten

    Ihr ergebenster
Heinrich Becker