Munchmuseet, MM K 3142

MM K 3142, Munchmuseet. Datert 11.11.1908. Brev fra Luise Schiefler.

Vis forklaring av tegn og farger i visningen

Lukk forklaring av tegn og farger i visningen

Forklaring av tegn og farger i visningen

NB: Kombinasjoner av virkemidlene forekommer!

Munchs skrevne tekst

overstrøket tekst

Munchs skrevne tekst

Munchs skrevne tekst

tekst skrevet av andre enn EM selv

store strykninger gjort med strek, kryss el.l.

fet tekst er trykt tekst

{overskrevet tekst}

\tilføyd tekst i linjen/

tilføyd tekst over linjen

tilføyd tekst under linjen

lakune/uleselig tekst merkes med ...

‹uklar/vanskelig leselig tekst›

endring av rekkefølgen på ord
Billederne forhåbentlig2 bliver1 god

Skriv ut visningsforklaring
LS

    
Hamburg 37
Oberstrasse 6
,
den 11. Nov. 08.



    Lieber Herr Munch,


    Mit Ihren freundlichen, teil-
nehmenden Zeilen haben Sie
mir den letzten Ruck gegeben,
dessen es noch bedurfte meinen
schon so lange geplanten Brief
an Sie zu schreiben. Wie es
meinem Mann geht, ist nicht so ganz
einfach zu sagen. Der Augenarzt
sagt uns wenig, jedoch hat er
heute konstatiert, dass in den
drei Wochen des Krankseins, die
Augen nicht schlechter geworden

 

      

sind, allerdings lässt sich auch von
keiner Besserung sprechen, aber in
diesem Falle bedeutet, glaube ich,
das Nichtschlechterwerden erstmal
sehr viel. Unserm Hausarzt hat
Dr. Franke gesagt, dass er bestimmt
hoffe, meinen Mann im Verlauf
einiger Monate wieder dienstfähig
zu machen. Damit rechnen wir
noch nicht, aber es ist ein
Trost zuversichtlich von der
Möglichkeit zu hören. Im
übrigen hat mein Mann keine
Schmerzen, und da er weder
lesen noch schreiben darf,

 

      

so empfindet er die schwarzen
Flecken nicht so, die ihn im
Augenfeld stören. Seine Stim-
mung ist sogar heiter, sodass
wir wirklich im übrigen eine
sehr harmonische Zeit zusam-
men verleben. Die Kinder lesen
ihm auch viel vor, und er
diktiert ihnen viel. Geistig
arbeitet mein Mann unausge-
setzt. Wir müssen uns wohl
noch eine Zeitlang gedulden,
bis das entscheinde Wort
fällt. – Ja, wie rasch haben
sich die Warnemünder Tage durch

 

      

weniger schöne abgelöst Damals
haben wir beide einen starken
und sehr schönen Eindruck von
unserm Zusammensein mitgenom-
men. Ich habe es so sehr dankbar
empfunden, wie Sie auch mich
teilnehmen liessen am Wohl und
Wehe Ihrer grossen Kinderschar,
und ich habe mich es von Herzen
gefreut, wie ich sie da alle so
kräftig in der Sonne sth\e/hen sah,
manche alte Bekannte, aber
doch auch manche ganz neu.
Ich habe mich damals gewundert,
wie ruhig Sie alle Schwierigkeiten
nahmen, so glaubte ich erst gar nicht,
dass die Bubenstreiche wirklich so arg

 

      
LS

Hamburg 37
Oberstrasse 6

waren, weil Sie es uns so ruhig
erzählten. Wie war das Meer
schön und die Sonne! – Die Sonne
leuchtet auch jetzt noch täglich,
es ist gar kein Hamburger Novem-
ber Wetter. Heute soll die Eisbahn
eröffnet werden.

    Dass Sie nun wieder aus-
fahren ist uns ein erfreuliches
Zeichen Ihrer Besserung, hoffent-
lich werden Ihre Nerven nun
ganz gründlich kuriert, wenig-
stens ein guter Grund dafür gelegt.

 

      

So rasch geht es mit den Nerven
nicht, wenigstens nach den Er-
fahrungen mit meinem Mann
nicht, da hat es 3 Jahre gedau-
ert bis wirklich alles wieder
gut war. – Gestern haben wir
schon wieder leichtsinnig Pläne
gemacht, und mein Mann sagte,
wer weiss, wenn ich nun län-
ger ausspannen muss, können
wir später einmal nach
Kopenhagen fahren und Herrn
Munch besuchen! – So wollen

 

      

wir für uns alle das Beste
hoffen und uns ein frohes, gesun-
des Wiedersehen wünschen,
sei es hier oder in Kopenhagen.
Dass Sie so fleissig arbeiten,
ist ja ein gutes Zeichen und
sehr fein. Das Bild meines
Mannes hängt in meinem
Zimmer gerade der Eingangstür
gegenüber. Es ist ganz prachtvoll
und wirkt namentlich als
Ganzes sehr stark, es ist so
wundervoll in der Haltung.

 

      

Am Ausdruck ist noch etwas
nicht ganz in Ordnung. Ich glaube,
es ist, dass der Bart die Unter-
lippe zerreisst, sie wirkt zu
klein und dick. Es wird wohl
nur eines Striches bedürfen, um
das zu heben.

    Die herzlichsten Grüsse von
uns allen mit dem Wunsche für
gute Besserung. Es ist schade, dass
Sie nicht mit uns abends bei
der Lampe sitzen können, wir sind
jetzt so gemütlich und ruhig beisam-
men, nun mein Mann nicht mehr
zu hetzen braucht. Aber die Politik!
Man kommt damit nicht zu Ende.

    
    Herzlichst Ihre Luise Schiefler