Trotz des guten allgemeinen Durchschnitts
dominiert eine Gestalt unbedingt, Edvd
seine Bilder und Graphiken sind die be-
deutendsten Werke in der heutigen norweg-
ischen Kunst und die Einflusssphäre, die
von ihnen ausgeht, reicht bis in die
Werke jener Jüngsten, die der modernen
französischen Entwicklung nahe stehen.
Munch’s Erscheinung ist nicht als
reines kunstgeschichtliches Rechenexempel
anzusehen, es bleibt ein ungelöster Rest
übrig; vollgesogen mit allen Problemen,
die die europäische Malerei des ausgehenden
neunzehnten Jahrhunderts beschäftigt haben,
bleibt seine Persönlichkeit einzigartig,
rätselhaft, von dunkeln Mysterien
umschattet. Munch’s geistige Seite
fesselt zunächst. Seine Welt ist voll
von Geheimnissen, trüber Spuk treibt
in ihr sein Wesen, dumpfes Leben
erfüllt die Dinge, düstere Melancholie,
eine atembeklemmende Stimmung weht
aus diesen Werken. Aber die Welt, die
ein Mysterium ist, bleibt dem Künstler
ein sinnliches Erlebniss; die
nicht blosse Symbole, sondern sind in
Form und Farbe lebend geworden. Die
Mittel, jene starken Stimmungsakkorde
anzuschlagen sind nicht Ideenassoziationen,
sondern Farbenkontraste und abgewogenes
Formenspiel; der Dichter bleibt ein Maler
und seine Werke Bilder. – Munch’s